Als Georg Dehio 1899 seinen Plan zur Herausgabe eines Denkmälerhandbuchs fasste, war er 49 Jahre alt, lehrte seit sieben Jahren an der Reichsuniversität Straßburg und hatte soeben seine „Geschichte der kirchlichen Baukunst des Abendlandes“ abgeschlossen. Schon im Jahr 1900 verfasste er ein „Programm zu einem Handbuche der deutschen Denkmäler“, das noch im selben Jahr auf dem erstmals abgehaltenen Tag der Denkmalpflege in Dresden vorgestellt wurde. Die Bände, die das gesamte Gebiet des deutschen Reichs abdeckten, erschienen in ihrer ersten Ausgabe 1905-12. In seinem „Programm“ sah Dehio die Zweckbestimmung des Handbuchs in einer notwendigen Ergänzung der Denkmalinventarisation – das Werk sollte eine konzentrierte Übersicht über den Gesamtbestand der Baudenkmäler im Gebiet des deutschen Reichs bieten. Dehio stellte sich einen „urteilenden, klärenden Führer durch die Denkmälermasse“ vor – diesem Leitsatz ist die Dehio-Bearbeitung bis heute verpflichtet.

„Das Handbuch drängt den Stoff in knappste Form zusammen; es will ein Nachschlagebuch für die Arbeit am Schreibtisch und zugleich ein bequemes Reisehandbuch sein.“
GEORG DEHIO
Das Konzept eines topographisch gegliederten, umfassenden Führers zur deutschen Kunst war in den Jahren um die Wende zum 20. Jahrhundert nicht neu. Der aufkommende Tourismus hatte schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen Markt für Reisehandbücher und Kunstführer entstehen lassen, unter denen Dehios konkretes Vorbild die „Kunst-Topographie Deutschlands“ von Wilhelm Lotz aus den Jahren 1862/63 war, ein zweibändiges Werk mit dem Untertitel „Ein Haus- und Reise-Handbuch für Künstler, Gelehrte und Freunde unserer alten Kunst“. Als gelernter Historiker übertrug Dehio nun in seiner Intention, Geschichte zu erzählen, die Methodik der strengen Geschichtswissenschaft auf die Gegenstände der Bildenden Kunst und vor allem auf die Architektur: Dehio behandelte Baudenkmale wie historische Quellen, scheute dabei allerdings nicht das persönliche Urteil.
Das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler ist nach dem Tod Dehios von dessen Schüler Ernst Gall fortgesetzt worden. Es stellt eine der wenigen kunstwissenschaftlichen Unternehmungen dar, die nach 1949 in beiden Teilen Deutschlands in gegenseitiger Absprache fortgeführt wurden. Die 1954 begründete Arbeitsstelle für Kunstgeschichte bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin hatte bereits im folgenden Jahr den Auftrag erhalten, das Dehio-Handbuch neu zu bearbeiten.
Die Arbeitsstelle, später das Institut für Denkmalpflege, hat zwischen 1965 und 1987 sechs Bände zu den Bezirken der DDR herausgebracht:
Die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig, 1965 | Die Bezirke Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, 1968 | Der Bezirk Magdeburg, 1974 | Der Bezirk Halle, 1976 | Die Bezirke Berlin und Potsdam, 1983 | Die Bezirke Cottbus und Frankfurt/Oder, 1987
In Westdeutschland sorgte die Dehio-Vereinigung für die Bearbeitung der Denkmalbestände der westlichen Bundesländer, nach der Wende desgleichen für die Neubearbeitung der östlichen Bundesländer. 1990 erschienen im unveränderten Nachdruck die Bearbeitungen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg. Besonders die Bearbeitung Thüringens, die vom Institut für Denkmalpflege nicht mehr abgeschlossen werden konnte, wurde 1998 abgeschlossen.
Bis heute wird das vor über 100 Jahren begründete Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler immer wieder neu bearbeitet oder aktualisiert .
Das praktische Nachschlagewerk gibt kompakte und zugleich detaillierte Informationen über alle bedeutenden Bauwerke in den Bereichen der Architektur, der Plastik, der Malerei und des Kunsthandwerks. In seiner Gliederung nach Bundesländern ist der „Dehio“ auch ein Reisebegleiter, der über die Entstehung und die wechselvolle Geschichte der Denkmäler informiert und mit zahlreichen Grundrissen, Plänen und Übersichtskarten die Orientierung erleichtert.
In seinen fortlaufend aktualisierten Neuauflagen gibt „der Dehio“ unverzichtbare Basisinformationen für Denkmalpfleger, Kunstwissenschaftler und Bauhistoriker, desgleichen für zahllose Reiseführer und interessierte Laien, die nicht nur etwas über die allseits bekannten, sondern auch über die von anderen Kunstführern meist übergangenen Baudenkmale einer Region erfahren möchten.
Der aktuelle Stand der lieferbaren und in der Neubearbeitung befindlichen Bände kann unter den beiden Menüpunkten oben eingesehen werden.
Zum Angebot der lieferbaren Bände beim Deutschen Kunstverlag geht es aber auch direkt auf diesem Wege:
Das Handbuch ist vergleichbar mit dem „Guide bleu“ in Frankreich und hat als Folgeprojekte „Die Kunstdenkmäler Österreichs“ sowie die „Buildings of England, Scottland and Wales“ und, daraus hervorgegangen, die „Buildings of the United States“ initiiert.
Das Handbuch ist das gemeinsame Werk wichtiger Institutionen der deutschen Denkmalpflege und garantiert in seiner kontinuierlichen Fortschreibung die grundlegende Erfassung und detaillierte kunsthistorische Darstellung der bedeutendsten Baudenkmale Deutschlands.
In Großbritannien: Pevsners „Buildings of England, Ireland, Scotland and Wales“
Das
von dem gebürtigen Leipziger und Dehio-Schüler Nikolaus Pevsner
begründete Denkmalhandbuch für Großbritannien wurde von den Dehio-Bänden
inspiriert. Der Kunsthistoriker veröffentlichte 1951 die ersten drei
Bände und den letzten 1974. Nach Pevsners Tod 1983 wurde die Reihe bei
Penguin Books verlegt, seit 2002 erscheint sie bei Yale University
Press.
Link zum Denkmalhandbuch Großbritannien
Der Österreich-Dehio
Da Dehio sein
Handbuch-Projekt für den gesamten deutschsprachigen Raum angelegt hatte,
liegt auch in Österreich ein topographisches Denkmälerinventar unter
seinem Namen vor – das „Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs“.
Der Österreich-Dehio wird in der Abteilung Inventarisation und
Denkmalforschung des Österreichischen Bundesdenkmalamts erarbeitet. Die
ersten beiden Bände, 1933 und 1935 publiziert, umfassten noch alle
österreichischen Bundesländer; 1974 wurde eine neue Serie des Handbuchs
als Kurzinventar ins Leben gerufen. Pro Bundesland liegen nun ein bzw.
mehrere Bände vor.
Link zum Bundesdenkmalamt Österreich
In Polen:
Neue Reihe: Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in PolenAm Marburger
Herder-Institut ist in den vergangenen Jahren der erste Band eines
Handbuches der Kunstdenkmäler in Polen entstanden. Mit finanzieller
Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der
Gerda-Henkel-Stiftung ist hier ein Nachschlagewerk zur Kunstgeschichte
Schlesiens erarbeitet worden, das die wichtigsten Kunstdenkmale des
Kulturraums in kurzen Beschreibungen würdigt. Dieses Kind des
‚Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker‘ wurde unter
Federführung des Herder-Instituts konzipiert und realisiert, und zwar in
Kooperation mit dem Oœrodek Dokumentacji Zabytków, dem Nationalen
Zentrum für die Erforschung und die Dokumentation von Kulturgütern in
Warschau/Außenstelle Breslau.
In Anlehnung an die von Georg Dehio
begründeten deutschen Handbücher eröffnet der Band über Schlesien die
neue Reihe „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen“. Dem
kulturlandschaftlichen Ansatz des Handbuches entsprechend ist Schlesien
in seinen historisch gewachsenen Grenzen erfasst. Dies sind in erster
Linie die der gleichnamigen preußischen Provinz und des österreichischen
Kronlandes Schlesien im Gebiet der heutigen Republik Polen. Das
Handbuch erscheint in einer deutschen und einer polnischen Ausgabe. Die
deutsche Ausgabe wird vom Deutschen Kunstverlag betreut.

In der SchweizBearbeite